Ich bin in einem kleinen Dorf in Bayern aufgewachsen. Und mit klein, meine ich klein… die Einwohnerzahl kann ich an zwei Paar Händen abzählen 🙂 Die Einsamkeit und die Zurückgezogenheit haben mir in meinem Leben gelehrt selbstständig und ohne Einfluss von aussen im Leben zurecht zu kommen. Der erste Tag in der Schule war ein Schock. Plötzlich so viele Kinder und Menschen um mich herum. Es war eine gute Taktik früh in der Schule zu sein und dem Hauswart zu helfen. Das gab mir einen guten Start in den Tag, da ich sehr sensibel auf zu viel Trubel um mich herum reagiere.

“Später meinte der Arzt ich werde
mit diesem Asthma Bronchiale nie
im Labor arbeiten. So dachte ich mir nur …
wir werden ja sehen. Da habe ich
deutlich gemerkt welchen Willen und
Ehrgeiz ich habe.”

Da meine Kindheit viel von Asthma geprägt war und ich in der Nacht versucht habe im Sitzen zu schlafen (da sitzen beim Luftholen hilft) wurde ich auch auf diese Weise geprägt. Später meinte der Arzt ich werde mit diesem Asthma Bronchiale nie im Labor arbeiten. So dachte ich mir nur … wir werden ja sehen. Da habe ich deutlich gemerkt welchen Willen und Ehrgeiz ich habe. Mein Weg brachte mich zur Ausbildung zur Umwelttechnischen Assistentin nach München. Hier habe ich schnell die Faszination für die Analytik kennen gelernt. Nach meiner Ausbildung habe ich den Weg in die Biotechnologie eingeschlagen, da die Umwelttechnik zu diesem Zeitpunkt noch kein grosses Jobpotenzial angeboten hat. Dank einer motivierenden Chefin, die mein Potential gefördert hat, habe ich grosse berufliche Fortschritte gemacht. So wurde ich Expertin für hochsensible analytische Geräte. Neben der Arbeit konnte ich meinen Kindheitstraum, ein Kunst-Grundstudium absolvieren. Ein Projekt, während des Studiums, lies mich in das Thema Frauenhandel und Armut eintauchen, so dass ich mutig und allein als Frau nach Bangladesh gegangen bin. Nach Abschluss des Grundstudiums hatte ich noch immer innerlich das Gefühl nach Wissen. So habe ich auf Anraten meiner Yogalehrerin eine Yogalehrerausbildung gemacht. Währenddessen habe ich für mich gemerkt, dass meine Leidenschaft im Klettern und in den Bergen liegt und nicht nur im Hatha Yoga. Zu dem Zeitpunkt war ich in einem Outdoor-orientierten Freundeskreis. Und wir haben uns gegenseitig motiviert. Als Dreier-Mädelstruppe haben wir unsere ersten Hochtouren selbst geplant und erfolgreich geschafft. Das wöchentliche bouldern hat für uns zum sozialen Treffen gehört. Ich habe hier meine Leidenschaft entdeckt und eine Kollegin hat mich später überredet mit ihr klettern zu gehen. So ist das klettern für mich zur wirklichen Leidenschaft geworden. Denn mit klettern konnte ich meine Liebe zu Hochtouren und den Bergen kombinieren. Durch die besagte Kollegin habe ich Silvan Schüpbach kennen gelernt und konnte durch ihn wachsen und wurde durch ihn gefördert. Danke an Silvan. Durch ihn bin ich auch zum Eisklettern und zum Rissklettern gekommen. So konnte ich mein Repertoire stetig ausweiten… unglaublich. Dank ihm habe ich es von der Kingspitze angefangen, über die Exkalibur an die Nose und nach Grönland geschafft. Wow!

Alpin habe ich meine Leidenschaft stetig weiter entwickelt. Zusammen mit meinem damaligen Freundeskreis haben wir gemerkt, dass wir nicht nur im Sommer auf Hochtour möchten, sondern uns auch im Winter gerne in den Bergen bewegen möchten. Für mich hat alles mit Schneeschuhen und erst etwas später mit Skiern angefangen. Stets ist das klettern meine Hauptleidenschaft geblieben und Hochtouren und Ski-Hochtouren waren ein weiteres Hobby, das ich gerne mit klettern und Fels verbunden habe. Mein Freundeskreis hat auch seine Lieblingsfelder im Bergsport für sich entdeckt und ich habe mich auch zum Mountainbiken hinreissen lassen. Es machte mir unglaublichen Spass nur war mein Ausflug in die Bikewelt eher klein. Mein Fokus lag weiter im klettern und auch gerne im Eis.

“Nun habe ich mir in meiner ersten
Reha gesagt, ich will zum einen wieder
alleine duschen, meine Socken wieder
alleine anziehen können, wieder laufen
können und wieder klettern. Laufen
und klettern waren in meinem
Kopf schon mit den Bergen verbunden.”

2018 war ein grosser Cut für mein Leben, da ich einen schweren Unfall erlitten habe. Nun wurde ich Outdoor-technisch stark eingeschränkt und zurück geworfen. Und es bedeutete für mich, mich nicht nur neu zu orientieren, meinen Körper aufzubauen und meinem Leben einen Sinn zu geben, sondern auch neue Freunde wieder zu gewinnen, da ich nach meiner Einschränkung meine Freunde verloren habe. Es war eine schwierige Zeit, mit laufen neu lernen, mit starken Schmerzen nach 10-20 Min laufen oder stehen, mit Ängsten über nasse Flächen zu laufen, und, und, und. Nun habe ich mir in meiner ersten Reha gesagt, ich will zum einen wieder alleine duschen, meine Socken wieder alleine anziehen können, wieder laufen können und wieder klettern. Laufen und klettern waren in meinem Kopf schon mit den Bergen verbunden.

“Ich konnte meinen innerlichen
Wunsch meine Erfahrung an Kinder
oder Menschen mit körperlicher
Einschränkung weiter zu geben weiter
verfolgen und Schritt für Schritt
verfestigen.”

Nun sind mein Wille und Ehrgeiz wieder aufgeflammt und weiter habe ich mir vorgenommen, wenn ich schon nicht mehr gut klettern kann, so kann ich Spass haben und anderen Menschen etwas beibringen. Alex Wydler war so aufgeschlossen mich in seinem Team aufzunehmen, so dass ich bei einem Kletterkurs für Kinder/Jugendliche mit helfen konnte. Die Kurse haben mir unglaubliche Freude bereitet und ich wusste ich möchte diesen Schritt weiter gehen. Nur kurze Zeit später bin ich mit Ralf Weber, einem Bergführer aus Thun, der aus Leidenschaft mit Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung in die Berge geht, in Kontakt gekommen. So kam eins zum anderen. Ich konnte meinen innerlichen Wunsch meine Erfahrung an Kinder oder Menschen mit körperlicher Einschränkung weiter zu geben weiter verfolgen und Schritt für Schritt verfestigen. Ich lernte eine starke Frau, Ivon, die zu 10% sehfähig ist, kennen und ich konnte feststellen, dass ich ihr gut meine Kletterkenntnisse beibringen kann. Es ist schön zu sehen, wie fähig Ivon ist und wie gut sie von meinen Ratschlägen profitieren kann. Das gibt mir Mut und Motivation auf diesem Weg weiter zu gehen. Und ich bin stolz sagen zu dürfen, dass Ivon bei ParaClimb eine Glodmedaille gewonnen hat. Bravo Ivon! Und merci für deine Geduld.